Windkraft im Lachforst - Position der SPÖ Braunau

Wir unterstützen alle sinnvollen Maßnahmen zum Schutz des Klimas, somit im Grunde auch den Bau von Windkraftanlagen im Bereich des Lachforstes, falls sich dieser Standort als effektiv darstellt und eine positive Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) stattfindet.

 

Klimaschutzmaßnahmen sind als sinnvoll zu erachten, sobald der Nutzen den Aufwand bzw. den nötigen Eingriff und die damit verbundenen Folgen für die Umwelt übersteigt. Nach aktuellem Wissenstand kann diese Frage mangels detaillierter Projektinformationen noch nicht abschließend bewertet werden. Aus diesem Grunde haben wir den kolportierten Betreiber «Windkraftwerke Simonsfeld» um eine Stellungnahme gebeten. 

 

Auch die Verteilernetzbetreiber sind sich, trotz der herausfordernden Zukunft für Leitungsnetze und Regelungsaufwand, einig. Die erneuerbaren Energien müssen forciert werden. Österreich ist erst seit 2023 wieder Stromexporteur, zuvor mussten wir fehlenden Strom importieren und teuer bezahlen. Zu beachten ist, dass der Strom natürlich nicht stetig exportiert wird sondern nur zu Spitzenzeiten - teilweise ist auch weiterhin ein Import notwendig. 


Daher stimmt auch die Aussage, wir haben genug Strom durch unsere Laufkraftwerke nicht zu jedem Zeitpunkt. Das Thema Stromversorgung ist nicht einfach in wenigen Sätzen zu erklären - ein komplexes Themengebiet mit vielen Einflussfaktoren. Daher kann auch von uns nicht alles beantwortet werden.

 

Im folgenden gehen wir jedoch auf ein paar Punkte ein.

 

Die Windkraft ist, genauso wie die aktuelle Photovoltaiktechnologie aus unserer Sicht nur eine Übergangstechnologie, die genutzt werden muss, bis die Forschung effektivere grüne Methoden zur Stromerzeugung entwickelt hat. Ein großer Hoffnungsträger ist die Kernfusionstechnologie, nicht zu verwechseln mit der gefährlichen Kernspaltung in Atomkraftwerken.


DIE OPTIK

Ob Windkraftwerke der Landschaft nun förderlich sind oder nicht ist eine rein subjektive Wahrnehmung. Von einer «Verschandelung» kann bei der aktuellen Windraddichte im Bezirk Braunau aber aus unserer Sicht noch nicht gesprochen werden. Leider wird ausgerechnet dieser optische Aspekt gerne verwendet, um die Menschen zu verunsichern.

Jüngst versuchte dies ein politischer Mitbewerber, indem er in ihrer Aussendung den Fernmeldeturm am Simbacher Schellenberg (Höhe: 90m) zu einer daneben stehenden, ins Foto montierten, Windkraftanlage gegenüberstellte.

 

Die Darstellung des Windrades ist jedoch stark übertrieben, dies ist durch das Verhältnis einfach mit einem Lineal nachzumessen.

 

Die Anlage hätte laut dieser Darstellung deutlich über 300m Höhe in Bezug auf die Oberkante des Rotorblatts. 

 

Von uns eingezeichnet die rote Linie (Höhe ca. 275 Meter) und das kleinere Windrad in realistischer Größenordnung. 

 

Quelle Foto: FPÖ Braunau
Quelle Windrad: User upklyak von freekpik


DUNKELFLAUTE IM WINTER & ÜBERPRODUKTION IM SOMMER

Während Photovoltaik naturgemäß in den sonnigen Monaten die höchste Effizienz bringt, sind es im Herbst und Winter die Windkraftwerke da hier die so genannte Dunkelflaute (wenig Photovoltaikproduktion aufgrund fehlender Sonne) herrscht.

 

Im Sommer muss aufgrund des Überschusses an Photovoltaik und Windstrom die Leistung der Laufkraftwerke verringert werden und mögliche Ressourcen auf grüne Energie werden nicht genutzt. Jedoch wird bereits an einer Nutzung dieser Energie geforscht. Etwa durch regionale Speicherlösungen oder die Umwandlung in Wasserstoff. 

 

In folgender Abbildung ist der Verlauf der Stromproduktion sowie des Verbrauchs eines typischen mäßig warmen und sonnigen Tages ersichtlich (12.05.2024). Die Photovoltaikproduktion (gelb) ist hoch, die Windkraft (dunkelblau) vorhanden und die Wasserkraft (hellblau) muss Leistung reduzieren um das Überangebot zu reduzieren und die Netze stabil zu halten. Man sieht eine klare Überproduktion gegenüber der roten Linie (tatsächlicher Verbrauch). Die Überproduktion wird zwar exportiert, jedoch kann dies auch nur in definierten Maße erfolgen ansonsten kommt es zu teuren Redispatchmaßnahmen - das sind relativ kurzfristige Planänderungen wo die Energie hergenommen wird oder hingelenkt werden muss. Diese kosteten im Jahr 2023 satte 141,6 Millionen Euro.

Im Gegensatz zur vorherigen Darstellung ist natürlich auch das Beispiel im Winter zu betrachten. 

Wenig Sonnenstunden aber hoher Verbrauch durch Wärmepumpen, Elektroautos, Heizungen in der Großindustrie oder einfach der erhöhte Lichtbedarf.

 

Die folgende Abbildung zeigt den 08.12.2023. Ersichtlich ist eine stabile Produktion der Laufkraftwerke. Vergleicht man jedoch die zwei Kurven zwischen Sommer und Winter sieht man, dass im Winter auch die Laufkraftwerke 30% weniger Leistung bringen. Abgerufen wird auch Leistung aus Pumpspeicherkraftwerken (dunkelblau) Zudem entsteht ein doch relevanter Teil aus Windkraft (mittelblau). Die Photovoltaikproduktion ist gering bis vernachlässigbar (gelb).  Die Differenz zum Verbrauch (rot) muss durch Erdgas (!) abgedeckt werden.

 

Am Tag wird etwas Strom exportiert und in der Nacht musste Strom aus anderen Ländern zugekauft werden.

 

Gut ersichtlich ist daher das Potential der Windkraft im Herbst / Winter.


SICHERUNG WIRTSCHAFTSSTANDORT UND UNTERSTÜTZUNG DES STROMNETZES

Positiv zu erwähnen ist, dass auch Großunternehmen wie die AMAG die Dekarbonisierung vorantreiben wollen und vermehrt auf grünen Strom setzen wollen. Um jedoch konkurrenzfähig zu bleiben und folglich damit den Wirtschaftsstandort Ranshofen zu sichern, müssen die Preise für den benötigten Strom möglichst gering gehalten werden. Die Windkraft, vor allem im Lachforst würde dazu beitragen, da der Strom auf kürzestem Wege direkt zum Verbraucher fließt und somit überregionale Leitungen entlastet.


EINFLUSS AUF MENSCH, TIERE UND UMWELT

Niemand, auch wir als SPÖ Braunau können den Einfluss auf die Natur nicht bestreiten, so ehrlich muss man sein. Egal ob ein Haus, eine Industrieanlage oder eine Windkraftanlage gebaut wird, es stellt einen Eingriff in die Natur dar. 

 

Ein Einfluss auf die Tierwelt ist laut Studien als sehr gering zu betrachten. Vögel ändern zum Beispiel Flugrouten und weichen Windkraftanlagen aus. Freilich geschieht das nicht immer. Recherchen zeigen aber auch, dass Hochspannungsleitungen und verglaste Fronten von Gebäuden ebenfalls Vögel töten.

 

Der Einfluss von Windkraftanlagen auf Vögel und Fledermäuse ist nicht gut belegt. Man findet konträre Studienergebnisse.

 

Studie zum Einfluss auf Wildtiere:

https://www.tiho-hannover.de/itaw/forschung/projekte-terrestrisch/abgeschlossene-projekte/vor-2015-abgeschlossene-projekte-terrestrisch/windkraftanlagen

 

Auch der WWF als Tierschutzorganisation spricht sich nicht generell gegen Windkraftanlagen in Wäldern aus:
https://www.wwf.at/artikel/windkraft-im-wald/

 

Ein Einfluss auf die Umwelt durch die Rodung von Bäumen ist gegeben, jedoch müssen im Regelfall für die verwendeten Flächen Ersatzaufforstungsmaßnahmen ergriffen werden.

 

Der Einfluss auf den Menschen durch Emissionen wie Infraschall wurde in Blindstudien untersucht, das bedeutet, dass die Probanden nicht wussten ob sie nun aktuell Infraschall ausgesetzt sind oder nicht. Dabei ist nachgewiesen worden, dass keine Beeinträchtigung des menschlichen Organismus ausgelöst wird.

 

https://www.lfu.bayern.de/buerger/doc/uw_117_windkraftanlagen_infraschall_gesundheit.pdf

 

Detaillierte Untersuchungen auf den Standort Lachforst bezogen bringt ohnehin nur ein zwingendes UVP-Verfahren.